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Kriminologie-Studium: Infos zu Bachelor und Master

Kriminologie ist „die Lehre vom Verbrechen“ bzw. „die Wissenschaft vom Verbrechen“. Das Wort „Kriminologie“ setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: Zum einen aus dem lateinischen Wort „crimen“, was zu Deutsch „Verbrechen“ meint und zum anderen aus dem altgriechischen Wort „ λογια“, was übersetzt „Wissenschaft“ oder „Lehre“ bedeutet. Kriminologinnen und Kriminologen sind daher in erster Linie Forschende, die Zusammenhänge analysieren und nicht unbedingt diejenigen, die sich mit der Aufklärung eines konkreten Verbrechens befassen. Als geistiger Begründer der Disziplin Kriminologie gilt der Italiener Cesare Beccaria, als empirischer Begründer der Disziplin Kriminologie hingegen der italienische Mediziner Cesare Lombroso. Raffaele Garofalo verwendete den Begriff „Kriminologie“ 1885 erstmals in seinem Werk „Criminologia“.

DIE DISZIPLINEN DER KRIMINOLOGIE

In Deutschland gibt es drei wesentliche Teilbereiche der Kriminologie. Hierzu zählen die Kriminalpoltische Kriminologie, die Kritische Kriminologie sowie die Angewandte Kriminologie. Diese Disziplinen sind unterschiedlich geprägt.

KRIMINALPOLITISCHE KRIMINOLOGIE

Die Kriminalpolitische Kriminologie ist die einzige Disziplin, bei der die Kriminologie Einfluss auf die Gesetzgebung haben kann. Hierbei geht es vor allem darum, präventive Lösungsansätze zu finden.

KRITISCHE KRIMINOLOGIE

Bei der Kritischen Kriminologie handelt es sich um eine sozialwissenschaftliche Disziplin. Der Teilbereich geht auf den deutschen Sozilogen und Kriminologen Fritz Sack zurück. Die Kritische Kriminologie befasst sich unter anderem mit dem Etikettierungsansatz, welcher „kriminelles Verhalten“ als zugeschriebene und nicht der Tat innewohnende Eigenschaft ansieht.

ANGEWANDTE KRIMINOLOGIE

Die Angewandte Kriminologie widmet sich Einzelfällen und ist in der Strafrechtspflege aktiv. Diese Disziplin kann Einfluss auf die Strafrechtspflege haben, auf die Kriminalpolitik hingegen nicht. Die Angewandte Kriminologie geht auf den deutschen Psychiater, Juristen und Kriminologen Hans Göppinger zurück.

DAS KRIMINOLOGIE STUDIUM

Der Kriminologe oder Kriminologin werden möchte, muss in aller Regel ein Studium abschließen. Dies ist in Deutschland ausschließlich über einen Masterstudiengang möglich. Um den Masterstudiengang besuchen zu können, müssen Interessentinnen und Interessenten verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Hierzu zählt meist ein erfolgreich abgeschlossener Bachelorstudiengang oder der Erwerb eines Staatsexamens. Es gibt verschiedene Wissenschaften, die mit der Kriminologie eng verknüpft sind. Dazu zählen insbesondere die Rechtswissenschaften sowie die Psychiatrie. Darüber hinaus sind auch die Soziologie, die Pädagogik und die Psychologie mit der Kriminologie verknüpft, genauso, wie die Ethnologie, die Anthropologie und die Ökonomie. Aus diesem Grund bieten sich für das grundständige Studium solche Bachelorstudiengänge an, die mit diesen Bereichen verknüpft sind und als Grundlage für den Masterstudiengang dienen. Darunter fallen zum Beispiel die Bachelorstudiengänge Psychologie oder Rechts- und Sozialwissenschaften. Aber auch ein Staatsexamen in Rechtswissenschaften ist eine denkbare Voraussetzung, um Kriminologie auf Master zu studieren. In Deutschland ist es nicht möglich, Kriminologie als einzelnen, grundständigen Studiengang zu wählen. Es ist allerdings möglich, „normal“ Jura zu studieren im Hauptstudium den Schwerpunkt Kriminologie wählen. Angehende Kriminologinnen und Kriminologen sollten hierbei aber wissen, dass es trotzdem in erster Linie ein Jurastudium bleibt und der kriminologische Teil nur einen geringen Teil des Studiums ausmacht. Ein Quereinstieg in die Kriminologie stellt eine weitere Möglichkeit dar. So können Interessentinnen und Interessenten an die oben genannten Hochschulabschlüsse den Master anschließen. Auch mit Erfahrungen in der Polizeiwissenschaft ist eine Vertiefung im Bereich der Kriminologie und der interdisziplinären Kriminalprävention an der Deutschen Hochschule der Polizei möglich. Für eine solche Ausbildung ist ein Hochschulabschluss ebenfalls Voraussetzung, ebenso wie eine vorangehende Tätigkeit als Polizeibeamtin oder Polizeibeamter.

AUFBAU DES KRIMINOLOGIE-STUDIUM

Von Universität zu Universität kann sich das Studium unterscheiden. Das liegt daran, dass sich die einzelnen Hochschulen jeweils auf einen anderen Schwerpunkt stützen. Häufig finden Interessentinnen und Interessenten jedoch Studieninhalte aus der Viktimologie, der Sozialforschung, der Ätiologie sowie der Kulturwissenschaft vor. Hinzu kommen Vorlesungen und Seminare im Bereich der Gewaltforschung, der Gesellschafts- sowie der Natur- und Polizeiwissenschaften. Studentinnen und Studenten treffen auch immer wieder Inhalte der Phänomenologie und der Institutionsforschung sowie weiterer Teilbereiche der Kriminologie an. Viele Studiengänge und Fächer klingen ähnlich wie die Kriminologie, bedeuten aber etwas völlig anderes. Bei der Kriminologie geht es vor allem um die allgemeine und theoretische Auseinandersetzung mit dem Verbrechen, bei der Kriminalistik hingegen geht es um die polizeiliche Aufklärung sowie um die Bekämpfung des Verbrechens. In der Kriminalpsychologie setzen sich Studentinnen und Studenten mit der seelischen Verfassung des Täters oder der Täterin zum Zeitpunkt der Tat auseinander, während Studierende in der Kriminaltechnik mehr über Spurenkunde erfahren. Durch einen Studiengang der Internationalen Kriminologie lernen die angehenden Kriminologinnen und Kriminologen, welche internationalen Sicherheitsprobleme und Kontrollentwicklungen vorherrschen und wie grenzübergreifende Kriminalität bekämpft werden kann. Von diesen Bereichen ist zudem die Ausbildung im Fachbereich Kriminalpolizei zu unterscheiden, denn dieser praktisch orientierte Berufsweg dient dazu, Straftaten zu verfolgen sowie bestmöglich zu verhindern. Wer sich für ein Kriminologie-Studium entscheidet, sollte zunächst überprüfen, ob er oder sie Interesse daran hat, die Ursachen für kriminelles Verhalten zu erforschen und daraus passende Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Ferner sollten Studentinnen und Studenten im Vorfeld überprüfen, welche Schwerpunkte ihnen liegen. Hat eine angehende Kriminologin bzw. ein angehender Kriminologe zwar Interesse an dem hauptsächlich theoretisch orientierten Studium, nicht aber an den rechtswissenschaftlichen Hintergründen, so lohnt sich ein Studium der Rechtswissenschaften in Kombination mit Kriminologie nicht immer. Sinnvoller wäre es hier, zunächst einen grundständigen Studiengang einer anderen Disziplin, beispielsweise in der Sozialwissenschaft oder der Psychologie, abzuschließen und darauf die Kriminologie innerhalb eines Masterstudiengangs aufzubauen. Die Ausbildung einer Kriminologin bzw. eines Kriminologen ist sehr individuell geprägt, sodass es hierbei keine allgemeingültige Aussage oder Lösung gibt. Es ist wichtig, dass Studentinnen und Studenten sich intensiv mit der Arbeit einer Kriminologin bzw. eines Kriminologen beschäftigen und mögliche angrenzende Studiengänge und Fächer in ihrer Auswahl berücksichtigen.

DAUER DES KRIMINOLOGIE-STUDIUMS

Ist die Wahl auf ein Studium der Kriminologie gefallen, so dauert der Masterstudiengang je nach Schwerpunkt und Universität zwei bis vier Semester. Es gibt unterschiedliche Standorte, die ein Kriminologie-Studium in Deutschland sowie im deutschsprachigen Ausland anbieten. Hierunter fällt zum einen die Universität Hamburg mit den Masterstudiengängen „Internationale Kriminologie“, welcher vier Semester in Anspruch nimmt, sowie dem „Weiterbildenden Masterstudiengang Kriminologie“, der drei Semester andauert. Beide Studiengänge sind sozialwissenschaftlich geprägt. An der Ruhr-Universität in Bochum können Interessentinnen und Interessenten zudem „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“ im vier Semester andauernden Masterstudiengang studieren, an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald den zwei semestrigen Masterstudiengang „Criminology and Criminal Justice“. Beide Studiengänge sind juristisch orientiert. Angehende Kriminologinnen und Kriminologen können an der Universität Regensburg den viersemestrigen Masterstudiengang „Kriminologie und Gewaltforschung“ mit einem Master of Arts abschließen, an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz das Weiterbildungsangebot samt Zertifizierungschance in „Angewandter Kriminologie“ in Anspruch nehmen. Hinzu kommen Masterstudiengänge an der Universität Bern, wie zum Beispiel „Master/Diploma of advanced studies in Criminology“ oder „Master of advanced studies in Psychology of Law“, wobei der letzte Studiengang ausschließlich Psychologinnen und Psychologen vorbehalten ist. Derzeit ist es nicht möglich, den Master in Kriminologie als vollständiges Fernstudium zu absolvieren. Die Ruhr-Universität in Bochum ermöglicht Studentinnen und Studenten jedoch eine Mischung aus Fernlehre und Präsenzstudium. Angehende Kriminologinnen und Kriminologen können einen Großteil ihres Masterstudiengangs deshalb ortsungebunden absolvieren. Ein ähnliches Verfahren bietet die Universität Hamburg für den Studiengang „Weiterbildender Masterstudiengang Kriminologie“ an.

KOSTEN EINES KRIMINOLOGIE-STUDIUMS

Ähnlich, wie die Studieninhalte je nach Standort und Schwerpunkt variieren können, so variieren auch die Kosten für das Studium. An der Universität Hamburg kostet der Studiengang „Weiterbildender Masterstudiengang Kriminologie“ einmalig 2.860 Euro zuzüglich des anfallenden Semesterbeitrags. Die Gebühren für den Masterstudiengang „Internationale Kriminologie“ an derselben Universität betragen hingegen nur den Semesterbeitrag von derzeit 300 Euro. An der Ruhr-Universität in Bochum zahlen Studentinnen und Studenten für ihr Kriminologie-Studium 3.700 Euro, an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald 1.500 Euro und an der Universität Regensburg lediglich einen Semesterbeitrag von derzeit 117 Euro. Die Universität Bern legt die Gebühren für die Kriminologie-Studiengänge jeweils kurz vor der Bewerberphase fest, sodass die Beiträge hier erheblich variieren können. Der Weiterbildungskurs samt Zertifikat kostet an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz derzeit 420 Euro. So unterschiedlich die Kosten für das Studium sind, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten der Finanzierung. Je nach Studienwahl bietet sich ein Stipendium an, wie es beispielsweise bei der Universität Bern möglich ist. Im Einzelfall sollten Interessentinnen und Interessenten sich hierzu die Richtlinien der Universität ansehen und in Erfahrung bringen, welche Stipendien möglich sind. Unter bestimmten Umständen kommen auch das BAföG oder Studienkredite infrage. Des Weiteren können Studentinnen und Studenten sich ihr Kriminologie-Studium mithilfe von Nebenjobs oder Werkstudentenstellen finanzieren. In solchen Fälle ist es ratsam, vorab zu prüfen, wie viel Freizeit und damit mögliche Arbeitszeit den Studentinnen und Studenten zur Verfügung steht. Tendenziell sind besonders die Fernstudiengänge beliebt, wenn es darum geht, nebenher zu jobben. Da die Finanzierungsmöglichkeiten sehr vielfältig sind, ist es ratsam, sich diesbezüglich mit dem Studiensekretariat in Verbindung zu setzen.

 Universität Hamburg

Euro 2.860

ZUZÜGLICH SEMESTERBEITRAG

Masterstudiengang Kriminologie

 Universität Hamburg

Euro 300,00

ZUZÜGLICH SEMESTERBEITRAG

Internationale Kriminologie

 Ruhr-Universität in Bochum

Euro 3.700

ZUZÜGLICH SEMESTERBEITRAG

Kriminologie-Studium

 Universität Greifswald

Euro 1.500

ZUZÜGLICH SEMESTERBEITRAG

Kriminologie-Studium

KRIMINOLOGIE: VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN BERUFSEINSTIEG

Für den Berufseinstieg als Kriminologin bzw. als Kriminologe gibt es keine besonderen Voraussetzungen zu beachten. Wichtig ist jedoch, in der gewünschten Branche Fuß zu fassen. Das gelingt am besten, wenn sich die Interessentinnen und Interessenten bereits während des Studiums mit dem Berufseinstieg befassen. So ist es möglich, Praktika in unterschiedlichen Bereichen zu absolvieren, um einen ersten Eindruck vom Arbeitsalltag einer Kriminologin bzw. eines Kriminologen zu erhalten. Bachelorabsolventinnen, beispielsweise eines Psychologie Fernstudium und -absolventen sind zudem gut beraten, den Master anzuschließen, um die Kriminologie-Kenntnisse zu vertiefen. Das gilt auch dann, wenn Studentinnen und Studenten bereits ein Jura-Studium mit dem Schwerpunkt der Kriminologie abgeschlossen haben. Ein anschließender Masterstudiengang ist keine Voraussetzung für den Berufseinstieg, vereinfacht diesen aber meist. Masterabsolventinnen und -absolventen können im Idealfall gleich ihre Promotion oder gar Habilitation anschließen, um ihr Wissen zu vertiefen und die Aussichten auf eine höhere Position zu verstärken. Insgesamt gilt, dass Weiterbildungen jeglicher Art von Vorteil sind, da die Qualifikationen einen größeren Wissensschatz darstellen und den Berufseinstieg vereinfachen können. Angehende Kriminologinnen und Kriminologen sollten stets die Augen nach geeigneten Stellenausschreibungen offen halten. Diese können im Bereich der Lehre und der Forschung angesiedelt sein, aber auch von privatwirtschaftlichen Unternehmen stammen. Wer die Chance hat, kann sich zudem von Professorinnen und Professorinnen oder anderen Lehrenden empfehlen lassen. Wichtig ist im Allgemeinen ein gutes Netzwerk, das den Berufseinstieg vereinfacht und während der Arbeit die Tätigkeit erleichtert. Ein guter Draht sowie erste Kontakte zu wichtigen Institutionen, Einrichtungen und anderen Kriminologinnen und Kriminologen sowie Personen verwandter Berufe sidn daher wichtig. Absolventinnen und Absolventen sollten diese Kontakte pflegen.

KRIMINOLOGIE: ANSEHEN UND AUSSICHTEN FÜR DAS BERUFSFELD

Kriminologinnen und Kriminologen sind in Deutschland angesehen, wenngleich vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht auf Anhieb klar ist, was unter der Berufsbezeichnung genau zu verstehen ist. Häufig treten Verwechslungen, insbesondere mit den Kriminalistinnen und Kriminalisten, auf. Das Studium der Kriminologie zählt zu einem seltenen Fach, was die häufige Verwechslung begründen könnte. Dennoch ist es ein Beruf mit Zukunft. Angehende Kriminologinnen und Kriminologen haben gute Chancen auf einen anschließenden Job, wenn sie während ihres Studiums bereits praktische Erfahrungen sammeln können. Es lässt sich zwar nicht leugnen, dass die Stellen im Bereich der Forschung und der Lehre zu einem knappen Gut gehören, aber dennoch suchen insbesondere größere Unternehmen immer häufiger nach gut ausgebildeten Kriminologinnen und Kriminologen. Insofern sehen die Berufschancen für künftige Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Kriminologie nicht schlecht aus – und um die Berufschancen noch einmal zu verbessern, bieten sich Weiterbildungsprogramme und zusätzliche Qualifikationen an.